Deutsche Sammlungen
Die deutschen Turfan-Expeditionen
Die Berichte von europäischen Reisenden und Gelehrten über die Entdeckungen und Funde entlang der Seidenstraßen hatten am Ende des 19. Jh. auch bei den Deutschen das Interesse an der Erforschung dieser bisher unbekannten Kulturen geweckt. Der Entschluss zur Durchführung eigener Expeditionen nach Ostturkistan wurde unmittelbar nach der Vorstellung sensationeller Textfunde aus diesem Gebiet auf dem 12. Internationalen Orientalistenkongress in Rom im Jahr 1899 gefasst.
Die von Albert Grünwedel, dem Direktor der Indischen Abteilung des Museums für Völkerkunde, ins Leben gerufenen Expeditionen konnten jedoch erst im Sommer 1902 zu ihrer ersten Reise aufbrechen, da die Finanzierung dieser Unternehmungen erhebliche Schwierigkeiten bereitete. Die erste Expedition startete schließlich am 11. August 1902 mit einem Budget von 40.000 Mark, das sich in einer Art Mischfinanzierung zu einem Viertel aus öffentlichen Geldern des Museums, aus Spenden des Großindustriellen Krupp, des Mäzens James Simon sowie einer Zuwendung des 'Ethnologischen Hilfskommitees Berlin' zusammensetzte. Der Expedition unter Leitung von Albert Grünwedel gehörten des weiteren der Orientalist Georg Huth und der Museumstechniker Theodor Bartus, ein ehemaliger Seemann, an. Das ausgewählte Ziel ihrer ersten Expedition, die Turfan-Oase, erreichte das Expeditionsteam Anfang Dezember 1902. Dieses Ziel wurde zum Namensgeber aller vier deutschen Grabungskampagnen und der Sammlungen, die die Funde derselben beherbergen, obwohl weitere Untersuchungen und Ausgrabungen auch in benachbarten Gebieten durchgeführt wurden. Grünwedel sah es als seine vorrangige Aufgabe an, die aufgefundenen Ruinenstätten in zuverlässigen Plänen aufzunehmen und die dort ausgegrabenen Kunstobjekte in situ zu markieren.
Die überwältigenden Ergebnisse und Funde der ersten Expedition führten zur Befürwortung einer Fortsetzung der Arbeiten durch die neu gegründete deutsche Sektion zur Erforschung Zentralasiens, die unter der Leitung von H. Pischel und H. Lüders stand. Da die Finanzierung der weiteren drei Expeditionen nun auch mit staatlichen Geldern erfolgte, trifft auf die zweite deutsche Turfan-Expedition auch zugleich die Bezeichnung 'Erste Königlich-Preußische Turfan-Expedition' zu. Die Leitung der zweiten Kampagne wurde dem wissen-schaftlichen Mitarbeiter am Museum, Albert von Le Coq, übertragen, der wiederum in Begleitung von Bartus von November 1904 bis Dezember 1905 in der Oase von Turfan arbeitete.
Die dritte Expedition, die nun wieder unter der Leitung von Grünwedel stand, begann mit dessen Eintreffen in Kashgar im Dezember 1905. Die beiden Expeditionsteams schlossen sich zusammen und die dritte Kampagne dauerte bis Juni 1907. In der Mitte des Jahres 1906 trat von Le Coq aus gesundheitlichen Gründen die Heimreise an. Grünwedel und Bartus setzten die Arbeiten fort, die nun erstmalig auch auf die westlich von Turfan gelegenen Oasen, unter anderem Qïzïl mit den ausgedehnten buddhistischen Höhlentempel-Anlagen, ausgeweitet wurden. Über die zweite und die dritte Expeditionen berichten Grünwedel in Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch-Turkistan (1912) und von Le Coq in seinem populären Buch Auf Hellas Spuren in Ostturkistan (1926).
Die letzte der vier Expeditionen begann im Juni 1913 und wurde kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Februar 1914 abgeschlossen. Sie stand wieder unter der Leitung von Le Coq und setzte in erster Linie die während der dritten Expedition begonnenen Arbeiten in der Gegend um Kucha fort. Einen Reisebericht unter dem Titel Von Land und Leuten in Ostturkistan veröffentlichte von Le Coq im Jahr 1928.
In den nachfolgend genannten Werken erfolgte die wissenschaftliche Auswertung der Funde durch von Le Coq:
- Chotscho (1913)
- Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittelasiens (1925)
- Die Buddhistische Spätantike in Mittelasien Vols 1–5; vols 6–7 in cooperation with Ernst Waldschmidt (1922–1933)
- siehe Bibliographie
Die deutschen Turfan-Expeditionen
1. Expedition (Dez. 1902-April 1903).
- Leiter: Prof. A. Grünwedel; Teilnehmer: Dr. G. Huth, Th. Bartus.
- Route: Yining—Urumqi—Turfan Oasis (Qočo, Bäzäklik, Sängim, Toyuk (Nov. 1902-March 1903) [Gemälde, Statuen, Mir./Uig./Np. Manuskripte der Manichäer in Man./Uig./Runes, Ind./Chin./Tang. texts]) — nördl. Seidenstraße (Toqsun – Qarašahr – Kuča - Ruinen bei Qumtura [Gemälde] – Qïzïl – Aqsu – Tumšuq –Maralbaši - Kašghar).
- Funde: 46 Kisten von Fundstücken.
2. Expedition (Nov. 1904-Dez. 1905).
- Leiter: Dr. A. v. Le Coq; Teilnehmer: Th. Bartus.
- Route: Urumqi —Turfanoase (Qočo und umliegende Stätten, Yarkhoto Nov.1904-Aug.1905; Hami Aug. 1905; Turfan) - nördl. Seidenstraße - Kašghar (Okt. 1905; dort Vereinigung im Dez. mit 3. Expedition). 103 Kisten, hauptsächlich Gemälde (Bäzäklik), weniger Texte (christliche Texte in Syrisch, Soghdisch, Mittelpersisch, Uigurisch; buddhistische Texte).
- Funde: 103 Kisten, hauptsächlich Gemälde (Bäzäklik), weniger Texte (christl. Texte in Syr., Sogd., Mp., Uig.; Buddh. Texte).
3. Expedition (Dez. 1905-April 1907 - bis Juni 1906 vereinigt mit der 2. Expedition).
- Leiter: Prof. A. Grünwedel; Teilnehmer: A. v. Le Coq, H. Pohrt, Th. Bartus.
- Route: Kašghar - Tumšuq (Jan. 1906) – Qïzïl – Kuča -Qumtura (Febr. 1906, Grottentempel [Gemälde]) - Grottentempel von Qïzïl, Kiriš (Febr.-Mai 1906 [Gemälde]), - Qorla/Tempelanlage und Höhlen von Šorčuq (Gemälde, buddhistische Texte) - Turfanoase (Juli 1906) – Urumči – Hami - Toyuq (Jan. 1907) - Šorčuq (Febr./März 1907) - Turfan, Rückreise über Urumči (April 1907).
- Fundstücke: 118 Kisten.
4. Expedition (Juni 1913-Feb. 1914).
- Leiter: Dr. A. v. Le Coq; Teilnehmer: Th. Bartus.
- Route: Kašghar - Kuča, Qïzïl (Juni-Sept. 1913) - Kiriš, Simsim-Qumtura (Nov. 1913) - Tumšuq (Dez. 1913-Jan. 1914) - Kašghar.
- Fundstücke: 156 Kisten von je 75— 80 kilo (insbesondere sakische und Sanskrit-Texte aus Tumshuk).
Die Funde der vier deutschen Turfan- Expeditionen wurden zunächst in der Indischen Abteilung des Museums für Völkerkunde aufbewahrt, sind aber nach der Gründung des Museums für Indische Kunst (Museum für Indische Kunst), heute Teil des Museums für Asiatische Kunst, im Jahre 1963 in dessen Sammlungen überführt worden und bis heute am Standort des Museums in Berlin-Dahlem aufbewahrt und aufgestellt.
Die umfangreichen Textfunde wurden mit Ausnahme einer kleinen Gruppe ausgewählter, meist illuminerter Textfragmente, die für die Ausstellung im Museum ausgesondert wurde, auf Beschluss des zuständigen Unterrichtsministeriums 1914 an die damalige Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften zur Bearbeitung übergeben. Die Verantwortung wurde der zwei Jahre zuvor, am 5.Mai1912, gegründeten 'Orientalischen Komission' übertragen, die die wissenschaftliche Erschließung deutscher Ausgrabungsergebnisse aus dem Orient koordinieren und befördern sollte.
Die 'Orientalische Kommission', die bis zum Zweiten Weltkrieg tätig war, betraute namhafte Wissenschaftler der verschiedensten orientalistischen Disziplinen mit der Bearbeitung der zahlreichen Textfunde, die in Päckchen verschnürt nach Berlin gelangt waren. Nach ihrer Ankunft wurden sie ausgepackt, zwischen Glasplatten gelegt und mit einem schwarzen Spezialband verschlossen. Diese Konservierungsmethode wird, abgesehen von leichten Verbesserungen, bis heute angewandt. Während des Krieges wurden die Turfanfragmente ausgelagert. Sie befanden sich z.B. in ehemaligen Salzminen in Wintershall, Solvayhall und Schönbeck/Elbe. Eine genaue Zahl der Kriegsverluste konnte aufgrund weitgehender fehlender Inventarverzeichnisse und Kataloge aus der Vorkriegszeit nicht ermittelt werden.
Nach dem Krieg wurde der größte Teil der Textsammlung an die 1946 neu gegründete Deutsche Akademie der Wissenschaften übergeben. Ein kleinerer Teil gelangte an die Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur. Ausgewählte iranische Fragmente wurden zur Bearbeitung an das Orientalische Seminar der Universität Hamburg übergeben, während Sanskrit-Fragmente in Göttingen bearbeitet wurden. Die iranischen Texte aus Hamburg wurden 1956 ebenfalls nach Mainz gebracht. Nach der Gründung der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Marburg gelangte die sog. Mainzer Teilsammlung nach Marburg. Von dort zog sie mit den anderen Beständen der Staatsbibliothek in den Neubau am Potsdamer Platz in Berlin. Seit 1992 ist die gesamte Textsammlung als Eigentum der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) [Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften], der Nachfolgerin der Preußischen Akademie der Wissenschaften, wieder vereint.
Die Teilung der Sammlung nach dem Zweiten Weltkrieg erschwerte den Zugang und die weitere Bearbeitung der Textfunde. Die Berliner Turfansammlung wurde in die Verantwortung des 1947 gegründeten Instituts für Orientforschung an der Deutschen Akademie der Wissenschaften übergeben, wo 1965 Wolfgang Steinitz und Georg Hazai die Turfanforschungsgruppe gegründeten. Von 1969-1991 erfolgte die Bearbeitung der Berliner Turfantexte im Rahmen des Bereichs 'Alter Orient' des Zentralinstituts für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der DDR.
Neben einigen Originaltexten waren in der Zeit von 1948 bis 1961 Fotografien der meisten in Berlin befindlichen Sanskrit-Fragmente nach Göttingen gesandt worden, was eine Edition und später auch die Katalogisierung eines großen Teils der Berliner Bestände in Göttingen ermöglichte. Die Erfassung und Beschreibung der 'Sanskrit-Handschriften aus den Turfan-Funden' ist von Anfang an Teilprojekt des im Jahre 1957 von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft begründeten und zunächst von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projektes 'Katalogisierung der Orientalischen Handschriften in Deutschland' [(KOHD)]. Seit 1990 wird die KOHD als Langzeitvorhaben im Akademienprogramm von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen betreut. Auch ein zweites Langzeitvorhaben der Göttinger Akademie dient der Erschließung der zentralasiatischen buddhistischen Sanskrit-Literatur, das 'Sanskrit-Wörterbuch der buddhistischen Texte aus den Turfan-Funden und der kanonischen Literatur der Sarvāstivāda-Schule'.
Die Arbeit des Akademienvorhabens 'Turfanforschung' der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) konzentriert sich seit 1992 auf die Edition der iranischen und alttürkischen Fragmente. Forschungsprojekte/turfanforschung/de/Startseite. "
Die Kataloge dieser Textgruppen werden am Standort der BBAW durch die Mitarbeiter der Arbeitsstelle Berlin 2: Turfanforschung des Akademienvorhabens 'Katalogisierung der Orientalischen Handschriften in Deutschland' (KOHD) erarbeitet.
Im September 2002 fand in Berlin eine internationale Konferenz aus Anlass des 100. Jahrestages des Beginns der deutschen Turfan-Expeditionen unter dem Titel 'Turfan Revisited. The First Century of Research into the Arts and Cultures of the Silk Road' statt. Sie wurde von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Museum für Indische Kunst und der Staatsbibliothek zu Berlin veranstaltet und von einer dokumentarischen Ausstellung im Museum für Indische Kunst begleitet. Die Materialien der Tagung sind 2004 als Band 17 der 'Monographien zur indischen Archäologie, Kunstgeschichte und Philologie' der Stiftung Ernst Waldschmidt unter dem Titel der Tagung erschienen.
Sammlungen: Inhalt und Zugang
Die Ergebnisse der vier deutschen Turfan-Expeditionen waren überwältigend. Sie brachten Tausende Reste von Malereien und anderen Kunstobjekten sowie ca. 40.000 Textfragmente nach Berlin.
1. Die Turfan-Sammlung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Die Berliner Sammlung ist mit ihren ca. 40.000 Fragmenten, was das Textmaterial aus den Oasen an der nördlichen Seidenstraße betrifft, die reichste und bedeutendste der Welt. Die Fülle der Schriften und Sprachen, in denen die Texte abgefasst wurden (mehr als 20 verschiedene Schriften und Sprachen), machen den hohen Wert dieser Sammlung für die Wissenschaft aus. Durch ihre Mannigfaltigkeit übertreffen die Textfunde die der englischen, französischen, russischen und japanischen Expeditionen bei weitem. Zu den einmaligen Schätzen gehören die manichäischen Originaltexte aus Zentralasien, christliche Textfragmente in sogdischer Sprache, Bruchstücke in baktrischer Sprache und der sog. Hephthalitenschrift, das Fragment eines Psalters in mittelpersischer Sprache und einer Variante der Pahlavī-Schrift sowie Handschriftenfragmente in alttürkischer Runenschrift.
Die kuratorische Verwaltung und konservatorische Betreuung der Handschriften und Blockdrucke der Berliner Turfansammlung hat die Orientabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz in einem Depositarvertrag mit der BBAW 1992 übernommen. Die Texte der Berliner Turfansammlung werden an zwei Standorten in Berlin aufbewahrt. Die mitteliranischen und alttürkischen Turfantexte befinden sich zur Bearbeitung und Katalogisierung im Turfanarchiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Die Fragmente aller anderen Sprachgruppen werden in der Orientabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz aufbewahrt.
1.1 Die Turfan-Fragmente im Turfanarchiv der BBAW
Das Turfanarchiv der BBAW beherbergt insgesamt ca. 12.000 mitteliranische und alttürkische Turfanfragmente. Darunter befinden sich ca. 6.000 uigurische Fragmente (U-Signatur), 1.600 chinesisch/uigurische Fragmente (Ch/U-Signatur), 800 mitteliranische und alttürkische Fragmente der ehemaligen Mainzer Teilsammlung (Mainz-Signatur), 3.500 manichäische Textfragmente in verschiedenen Sprachen, vor allem in Mittelpersisch und Parthisch, sowie Alttürkisch (M-Signatur), ca. 1.000 sogdische und chinesisch/sogdische Fragmente (So- bzw. Ch/So-Signatur), 300 sogdische Textfragmente in nestorianischer Schrift (n-Signatur) und kleinere Gruppen von tumšuqsakischen (TS-Signatur), khotansakischen (KS-Signatur) und baktrischen (h-Signatur) Textfragmenten.
Zum Zwecke des Schutzes der Originale und eines erleichterten Zugangs zu diesem wissenschaftlich außerordentlich bedeutenden Quellenmaterial wurden unter der Obhut der Akademienvorhaben Turfanforschung (BBAW) und Katalogisierung der Orientalischen Handschriften in Deutschland (AdW Göttingen) zwischen Oktober 1997 und Juni 2005 die alttürkischen, iranischen und mongolischen Teilsammlungen in einem von der Deutschen For-schungsgemeinschaft (DFG) geförderten dreistufigen Projekt digitalisiert und archiviert. Die dabei notwendigen Verfilmungs- und Restaurierungsarbeiten wurden von der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz durchgeführt. Die Fragmente sind im Digitalen Turfanarchiv auf der Webseite des Akademienvorhabens Turfanforschung frei zugänglich.
Die Anmeldung zur Benutzung der Fragmente im Turfanarchiv der BBAW und die Bestellung digitaler Bilddateien erfolgt über die Orientabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin. "
Merkblatt für die Benutzung von Handschriften aus der Berliner Turfansammlung.
Kontakt:
Berlin-BrandenburgischeAkademie der Wissenschaften
Akademienvorhaben Turfanforschung
Jägerstraße 22–23
D — 10117 Berlin
email: turfan@bbaw.de
website: Akademienvorhaben Turfanforschung
Katalogisierung der Orientalischen Handschriften in Deutschland
Arbeitsstelle Berlin 2: Turfanforschung
Jägerstraße 22–23
D — 10117 Berlin
email: turfan@bbaw.de
website: Katalogisierung der Orientalischen Handschriften in Deutschland
1.2 Die Turfan-Fragmente in der Orientabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin
Die ca. 6.000 chinesischen, 100 mongolischen, 300 syrischen, 200 tibetischen, 4.000 tocharischen und 8.000 Sanskrit-Fragmente der Berliner Turfansammlung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften werden in der Orientabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt. Darüber hinaus befinden sich Turfantexte aus der Sammlung des Museums für Asiatische Kunst als Dauerleihgabe in der Orientabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin. Diese Handschriften und Blockdrucke können nach vorheriger Anmeldung (schriftlich, telefonisch oder per e-mail) und ausschließlich zur wissenschaftlichen Nutzung an den Handschriften-Arbeitsplätzen im Lesesaal der Orientabteilung einge-sehen werden. Die Benutzung unterliegt besonderen Bedingungen, deren Kenntnisnahme durch den Benutzer unterschriftlich zu bestätigen ist; ein gültiger Personalausweis oder Reisepass ist erforderlich sowie ein gültiger Leserausweis (Monats- oder Jahreskarte).
Merkblatt für die Benutzung von Handschriften aus der Berliner Turfan-Sammlung.
Im September 2005 hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) einem gemeinsamen Antrag der BBAW und der Staatsbibliothek zu Berlin entsprochen und ihre finanzielle Unterstützung für die Fortsetzung der Digitalisierung der Berliner Turfansammlung zugesagt. Das neue Digitalisierungsprojekt wird auf der Grundlage einer im Juni 2005 unterzeichneten Kooperationsvereinbarung in Zusammenarbeit mit IDP durchführt. In einem 18monatigen Projekt wurden nunmehr die ca. 6.000 chinesischen und 200 tibetischen Turfan-Fragmente digitalisiert und ergänzt durch vorhandene Metadaten erstmals in die IDP-Datenbank eingebunden. Zur Vorbereitung dieses neuen Digitalisierungsprojektes fand im Juni 2005 in der BBAW ein Workshop statt. Eine Auswahl der auf diesem Workshop gehaltenen Vorträge zum Stand der Katalogisierung der chinesischen und Sanskrit-Fragmente der Berliner Turfan-Sammlung sowie zu Ergebnissen einer 14C-Untersuchung ausgewähler tocharischer und Sanskrit-Fragmente ist online publiziert unter http://www.bbaw.de/bbaw/Forschung/Forschungsprojekte/turfanforschung/de/Workshop2005.
Die Identifizierung und Katalogisierung der chinesischen Turfan-Fragmente begann in Zusammenarbeit mit japanischen Kollegen der Ryūkoku-Universität in Kyoto bereits in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und wird nunmehr im Rahmen des Projekts 'Katalogisierung der Orientalischen Handschriften in Deutschland' (KOHD) fortgesetzt. Die Leitung des Projektes KOHD ist an die Orientabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin angeschlossen.
Die tocharischen Turfan-Fragmente wurden seit 1995 mit finanzieller Unterstützung der Tamai-Foundation vollständig digitalisiert. Die Bilddateien mit Metadaten sind im Rahmen des TITUS-Projekts der Universität Frankfurt/a. M. zusammen mit Re-Editionen der Textfragmente im Internet frei zugänglich. "
In der Staatsbibliothek zu Berlin, der auch die konservatorische Betreuung der ca. 40.000 Fragmente der Berliner Turfansammlung obliegt, werden gegebenenfalls auch Restaurierungsarbeiten an den Turfanfragmenten durchgeführt.
Kontakt:
Staatsbibliothek zu BerlinOrientabteilung III E
Potsdamer Straße 33
D-10785 Berlin
Sekretariat: Tel. +49 - (0) 30 - 266 - 24 89
Fax: +49 - (0) 30 - 264 - 59 55
email: orientabt@sbb.spk-berlin.de
webseite: Staatsbibliothek zu Berlin
2. Die Turfansammlung im Museum für Asiatische Kunst
Zu der Turfansammlung im Museum für [Asiatische Kunst] gehören Hunderte von Wandmalereien, zahllose Papier- und Textilmalereien, bestickte und gewebte Textilien, Skulpturen aus unterschiedlichen Materialien wie Lehm, Stuck, Stein, Holz und Metall sowie ausgewählte Handschriftenfunde aus dem 2. – 12. Jahrhundert. Eine der Attraktionen der ständigen Ausstellung des Museums ist die nach Originalmaßen rekonstruierte 'Höhle mit den Ringtra-genden Tauben' (Höhle 123) aus Qïzïl bei Kuča.
Die in der Studiensammlung des Museums ausgestellten Fundobjekte sind nur nach vorheriger Voranmeldung zu besichtigen. Einen aktuellen Überblick zu den Werken im Museum für Asiatische Kunst bieten die im Jahr 2000 erschienene Publikation 'Magische Götterwelten' und der 2003 erschienene Katalog 'Central Asian Banners in the Turfan Collection of the Museum für Indische Kunst'.
Ausgewählte Textfragmente der Turfansammlung sind in der ständigen Ausstellung zu besichtigen. Weitere Handschriften und Blockdrucke befinden sich ebenfalls in der Studiensammlung des Museums und stehen nach Voranmeldung ausschließlich zur wissenschaftlichen Nutzung zur Verfügung.
Im Archiv des Museums für Asiatische Kunst werden auch die erhaltenen Dokumente, der Briefwechsel, Lagepläne und Fotos der vier deutschen Turfan-Expeditionen aufbewahrt.
Kontakt:
Museum für Asiatische KunstTakustraße 40
D - 14195 Berlin-Dahlem
Tel.: +49 — (0)30 - 8301 361
Fax: +49 — (0)30 - 8301 502
email: mik@smb.spk-berlin.de
webseite: Museum für Asiatische Kunst
Besuchereingang
Museum für Asiatische KunstLansstraße 8
Berlin-Dahlem
Sammlungen in IDP
Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Digitalisierungsprojektes wurden die chinesischen und tibetischen Textfragmente der Berliner Turfansammlung seit November 2005 digitalisiert und auf der Grundlage einer Kooperationsvereinbarung in die IDP-Datenbank eingebunden. Die untenstehende Tabelle zeigt lediglich die bisher bei diesem Projekt digitalisierten Bestände. Bitte beachten Sie, dass die digitalen Bilddateien der mitteliranischen, türkischen und mongolischen Textfragmente der Berliner Turfansammlung bisher nur über das [Digitale Turfanarchiv]des Akademienvorhabens Turfanforschung der BBAW im Internet frei zugänglich sind; die Tocharischen Fragmente unter dem TITUS-Projekt. Wir hoffen abhängig von der Fianzierung all diese Texte zukünftig in IDP zusammenführen zu können.