Koreanische Sammlungen
Geschichte der koreanischen Sammlungen
Die Geschichte der Zentralasien-Sammlungen Koreas kann bis in das 3. Jahrhundert n. Chr. zurückverfolgt werden. Artefakte aus Zentralasien, welche überwiegend von den Königen der Silla-Dynastie (57 v. Chr. – 935 n. Chr.) gesammelt wurden, stammen aus den Funden in den Silla-Gräbern. Der Großteil der koreanischen Sammlungen setzt sich jedoch aus Objekten zusammen, die von Otani Kozuis drei Zentralasien-Expeditionen zwischen 1902 und 1914 gefunden wurden (siehe Japanische Sammlungen). Die Otani-Sammlungen befinden sich in der 'Ryukoku University', dem 'Tokyo National Museum', dem 'Kyoto National Museum', dem 'Lüshun Museum', dem 'National Museum of China', der 'National Library of China' und dem 'National Museum of Korea'.
Nach der Pensionierung Otanis erwarb der 22. Abt des Nishi Hongwanji Klosters, Fusanosuke Kuhara, ein Geschäftsmann aus dem Zaibatsu-Konzern, Otanis Residenz, die Villa Niraku, und deren historische Artefakte. Kuhara übergab diese Artefakte an Terauchi Masatake, seinen alten Freund und Generalgouverneur von Joseon. Das 'Joseon Government-General Art Museum' stellte sie im Sujeongjeon des Gyeongbok-Palasts dauerhaft aus und das bildete den Ausgangspunkt für die Otani-Sammlung und Koreas Besitz von zentralasiatischen Artefakten.
Im Anhang zu den New Records of the Western World, einer Sammlung von Tagebüchern von Teilnehmern der Otani-Expeditionen, ist die Liste der ausgegrabenen Objekte aus Zentralasien, die sich im 'Joseon Government-General Art Museum' befinden (the list of excavated items from Central Asia held by the Joseon Government-General Art Museum), enthalten. Die Liste wurde vermutlich erstellt, als Kuhara die Gegenstände dem Generalgouverneur von Joseon spendete. Als Ergänzung zu dieser Liste besitzt das 'National Museum of Korea' jetzt ein Dokument, das belegt, dass Fusanosuke Kuhara die Artefakte dem General Terauchi Masatake stiftete.
Die Ausstellung und Erhaltung der Artefakte aus Zentralasien
Die Ausstellung der zentralasiatischen Artefakte im Sujeongjeon begann 1916 und dauerte bis zum 15. August 1945 an, dem Zeitpunkt, zu dem Korea am Ende des Zweiten Weltkrieges von der japanischen Kolonialmacht befreit wurde. Das 'National Museum' öffnete noch im selben Jahr, nachdem es das 'Joseon Government-General Art Museum' übernommen hatte. Aus Sorge um die Gefahr eines Brandes, dem die Artefakte in dem hölzernen Gebäude ausgesetzt waren, verlagerten die Museumsangestellten, darunter Dr. Chewon Kim, der erste Direktor des Museums, und Sherman Lee, ein Zivilberater des Generals Douglas MacArthur und Experte für Asiatische Kunst, die gesamte Sammlung in ein Depot in dem einzigen feuerbeständigen Gebäude des Museums.
Seitdem mussten die Artefakte jahrzehntelang im Depot bleiben, doch auf lange Sicht erwies sich dies als Glücksfall. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges brach der Koreakrieg aus (25. Juni 1950 – 27. Juli 1953), der die schlimmste Tragödie in der modernen Geschichte Koreas verursachte. Während dieser Zeit blieb nichts unversehrt – selbst eine Mumie, die bei Ausgrabungen in Zentralasien gefunden wurde und als einzigartig galt, wurde während eines Bombenangriffs Mitte September zerstört. Glücklicherweise aber war der Großteil der Sammlungen während des Krieges sicher geschützt.
Die Anstrengungen der Obrigkeit des 'National Museum' spielten eine große Rolle bei der Erhaltung der Artefakte, und viele der Gegenstände wurden während des Krieges in das 'Pusan National University Museum' verlagert. Im Oktober 1974 wurden die Artefakte schließlich in das neu errichtete 'National Museum of Korea' (Das heutige National Folk Museum) zurückgebracht.
Danach waren die zentralasiatischen Artefakte für die Öffentlichkeit im Allgemeinen nicht zugänglich, Teile wurden aber bis 1986 gelegentlich ausgestellt. Im August 1972 eröffnete das erweiterte und wiedereröffnete Museum im Gyeongbok-Palast eine 'Orientalische Galerie' und zeigte fremdländische Kulturobjekte aus dem Bestand des Museums. In diesem Sonderausstellungsraum wurden 45 Objekte aus Zentralasien ausgestellt, darunter Tonwaren, Tonfiguren, Wandmalereien und andere Artefakte. Allerdings wurden diese Stücke wieder eingelagert, als die Ausstellungsfläche des Museums 1996 reduziert wurde. Vom 6. Dezember 2003 bis 1. Februar 2004 wurden während einer Sonderausstellung unter dem Titel 'Arts of Central Asia – Collections in the National Museum of Korea' insgesamt 462 Objekte aus dem Depot präsentiert.
Im Oktober 2005 richtete das 'National Museum of Korea', welches erweitert und in Yongsan wiedereröffnet wurde, eine Zentralasien-Abteilung in der 'Asian Arts Gallery' ein, die eine Indische und eine Südostasiatische Abteilung, eine Abteilung für Chinesische Kunst und eine Abteilung für Japanische Kunst umfasst. Gegenwärtig werden einige Dutzend Objekte, darunter Fragmente von Wandmalereien aus den Höhlentempeln von Bäzäklik, das 'Banner mit Bodhisattvas', die 'Malerei eines buddhistischen Pilgers', eine Serapis-Statue und ein Grabtuch, auf dem Fuxi und Nüwa abgebildet sind, dauerhaft in der Zentralasien-Abteilung gezeigt.
Sammlungen: Inhalte und Zugang
1. Das 'National Museum of Korea'
1.1 Die Otani-Sammlung
Die Zentralasien-Sammlung im 'National Museum of Korea' umfasst 60 Wandmalerei-Fragmente, ca. 1.700 Artefakte und andere Objekte, welche überwiegend aus Turfan stammen, darunter Wandmalereien aus den Höhlentempeln von Bäzäklik. Die Objekte sind weitgehend nach Themen unterteilt, darunter religiöse Kultur, Artefakte des täglichen Lebens und Bestattungskultur. (Diese Unterteilung basiert auf der Klassifizierungsmethode der Sonderausstellung 'Arts of Central Asia – Collections in the National Museum of Korea', die von Dezember 2003 bis Februar 2004 gezeigt wurde.)
1.1.1 Religiöse Objekte
Eines der Wandmalerei-Fragmente, das aus einem Höhlentempel in Zentralasien stammt, zeigt die regionalen Besonderheiten der buddhistischen Kultur. Zusätzlich verdeutlichen eine Vielfalt von Statuen, buddhistische Malereien auf Seide oder Hanf, buddhistische Texte und manichäische Kunstfragmente nicht nur eine buddhistische Kultur, sondern auch indigene Merkmale und Interaktionen zwischen den zentralasiatischen Religionen.
1.1.2 Artefakte des täglichen Lebens
Rund um die Oasen der trockenen Wüstengebiete bildete sich die zentralasiatische Kultur mit einem eigenen Lebensstil heraus. Für den täglichen Gebrauch wurde überwiegend Tonware verwendet. Töpferware aus der Region Khotan ist mit sich wiederholenden Applikationen verziert, die mit Hilfe von Schablonen angebracht wurden und eine attraktive dekorative Wirkung entfalteten.
Behältnisse, die aus Stoff gefertigt sind, stammen in der Regel aus der Lop-Nor-Gegend. Sie wurden aus Materialien aus der Umgebung hergestellt und in versierter Webkunst miteinander verwoben. Diese Behältnisse demonstrieren den Gebrauch von verschiedenen Materialien und Techniken, um Behältnisse für den täglichen Gebrauch herzustellen. Darüber hinaus zeigt sich die Verbreitung der hellenistischen Kultur über die Seidenstraßen in Artefakten wie Bronze-Siegeln und Serapis-Statuen.
1.1.3 Begräbnisgegenstände
Die Begräbnis-Artefakte, die in der Turfan-Region ausgegraben wurden, offenbaren den Lebensstil der Qu-Familie, den Herrschern von Gaochang (Karakhoja/Kocho) (502–640) und der herrschenden Dynastie der Tang, welche die Gegend regierte. Die Kennzeichen der Gräber, Wächtermonster, und Bestattungsbanner, auf denen Fuxi und Nüwa abgebildet sind, wurden in zahlreichen Gräbern gefunden und offenbaren die kulturelle Erfahrenheit der Zentralasiaten, die ihre eigene Kultur neu erschufen, indem sie lokale Besonderheiten in die chinesischer Kultur integrierten. Zudem belegen Figuren – insbesondere weibliche Figuren mit zeitgenössischem Make-up und den Frisuren der damaligen Zeit – den kulturellen Austausch zwischen den Kulturen im Osten und Westen.
Durchgehende Perlenmuster, die typische Motive im Sassanidischen Königreich waren und als Beweis für den Austausch mit Westasien galten, wurden auf der Oberfläche von unterschiedlichen Typen von Tonwaren gefunden, die über den Toten platziert wurden. Da durchgehende Perlenmuster auch für Muster auf Dachziegeln im Vereinigten Silla (668–935) verwendet wurden, fällt es leicht, sich die Aktivität und den kulturellen Austausch entlang der Seidenstraßen vorzustellen, die sich von Zentralasien bis hin zur koreanischen Halbinsel erstreckten.
1.2 Zugang zum 'National Museum of Korea'
135 Seobinggo-ro,
Yongsan-gu,
Seoul,
140-026
Korea National Museum Website
Das Museum ist montags und an Neujahr (1. Januar) geschlossen.
Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag und Freitag: 09:00–18:00 / Mittwoch & Samstag: 09:00–21:00 / Sonntag & Feiertag: 09:00–18:00
Einige der Artefakte sind dauerhaft in der Zentralasien-Abteilung der 'Asian Arts Gallery' ausgestellt. Der Zugang zu den Artefakten, die im Museum aufbewahrt werden, aber nicht ausgestellt sind, ist für alle möglich, die ein klares Forschungsziel aufweisen können, nachdem ihnen durch das Museum eine spezielle Erlaubnis zum Zugang zu den Artefakten erteilt wurde. Die Geschäftszeiten sind montags von 14:00 bis 17:00.